Mittwoch, 21. Mai 2008

der tod unter dem rasen ist freier als der mann auf den ballonreifen

er hatte einen job. einen neuen. er fuhr rasenmäher. für ein euro die stunde. er saß auf dem mäher. eine kippe im mund. eine kappe auf dem kopf. er sah wichtig aus. die ballonreifen gruben sich nicht in den rasen.
gelegentlich musste er den schlauch säubern. den schlauch durch den das gras direkt in den fangkorb gezogen wurde. so auch die hundescheiße. die babywindeln. die menschenscheiße. die leeren flachmänner. um sieben uhr morgens fing er an.
er mähte einen friedhof. einen alten friedhof. einen friedhof, der unter denkmalschutz stand. viele honoratioren der stadt waren hier beerdigt. es ist gut. es ist gut, wenn man tot ist. dachte er. die toten haben alles hinter sich.

haben alles hinter sich und scheißen darauf. darauf ob gemäht wird. ob winter oder sommer ist. er mähte den rasen zwischen den grabsteinen. zwischen den sträuchern. zwischen den bäumen. er fing um sieben an. er mähte acht stunden.

er hatte zwei mal pause. er rauchte die ganze zeit. er mähte.für einen euro die stunde.
die toten lagen in ihren gräbern. im morgengrauen sahen die grabsteine unwirklich aus. bei sonnenlicht hoben sie sich kaum ab vom grün. die bäume um sie herum waren hoch. die mauern um den friedhof niedrig. sie waren nicht mitgewachsen.

vielleicht waren die toten besser dran. vielleicht nicht. wahrscheinlich war es ihnen egal, wie hoch das gras wuchs über ihnen. vielleicht auch nicht.

er rauchte die ganze zeit. er mähte. für einen euro die stunde.wenn feierabend war hörte er auf. die toten lagen in ihren gräbern.immer noch.